Ein Märchenbaum


Wir meinen, das Märchen und Spiel gehören zur Kindheit:
Wir Kurzsichtigen!
Als ob wir in irgendeinem Lebensabschnitt
ohne Märchen und Spiel leben möchten.

Friedrich Nietzsche











`Viele Märchenhausbesucher haben über die ganzen Jahre seit Bestehen des Mannheimer Märchenhauses die bekannte und großartige Märchenerzählerin Silvia Studer- Frangi aus Zürich im Mannheimer Märchenhaus erlebt, gar mancher ist nur wegen ihr gekommen.

Nachruf Silvia Studer- Frangi

Vor über 20 Jahren lernte ich Silvia auf einer Märchentagung in der Schweiz kennen und schnell freundeten wir uns an. Nun ist sie kurz vor Jahreswechsel in die andere Welt gegangen, zu Hause und liebevoll von ihren Kindern gepflegt.

Über Jahrzehnte hat sie die Menschen mit ihrer zauberhaften und herzlichen Art mit und für die Märchen begeistert. Ihr umfängliches Wissen teilte sie freudig und großherzig mit allen, die dies wollten. Sie war nicht groß von ihrem Wuchs her, aber wenn Silvia die Bühne, den Raum betrat, so füllte sie diesen aus - sie war eine Märchenkönigin! Ihre großen Fragen an das Leben, an das Menschsein versuchte sie mit dem Studium der Philosophie, der Märchen und mit Gedichten zu beantworten und teilte dies gerne in vielen Seminaren mit uns Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Sie vermochte, ihr Wissen mit Herz zu erfüllen, um es dann an die Menschen weiterzugeben.

Eines ihrer Lieblingsgedichte von Martin Buber, das sie mir einst schenkte, soll hier dazugestellt werden:

In einer stockfinsteren Nacht kommt
ein Kind die Strasse herunter.
Es trägt eine brennende Kerze in der Hand.
Ein Mann kommt ihm entgegen und fragt:
„Woher kommt dieses Licht?“
Da bläst das Kind die Kerze aus und sagt:
„Sag du mir, wohin es gegangen ist!“

Gez. Angelika Schmucker